Haben Sie Ihren Kaffee bisher unentgeltlich getrunken? Lassen Sie sich dafür bezahlen: Werden Sie Spielplatzpate bei der Stadt Oberhausen!
Wir sind Anwohner des Spielplatzes an der Roßbachstraße. Dieser Artikel befaßt sich in erster Linie mit den hiesigen Spielplatzpaten. Ich stütze mich hauptsächlich auf meine eigenen Beobachtungen. Anwohner anderer Spielplätze in Oberhausen haben mir allerdings berichtet, daß bei ihnen vergleichbare Verhältnisse herrschen.
Was ist ein Spielplatzpate? Nach der offiziellen Definition ist das jemand, der sich ehrenamtlich am Spielplatz nützlich macht. Ehrenamtlich heißt: Ohne Bezahlung, nur gegen Erstattung der Auslagen. Ein Pate kümmert sich um seinen Schützling (den Spielplatz), so sollte es sein. Die Enzyklopädie Wikipedia definiert Patenschaft als die "freiwillige Übernahme einer Fürsorgepflicht". Genau das tun die Spielplatzpaten der Roßbachstraße nicht.
Nach meiner langjährigen Beobachtung verhalten sich die Spielplatzpaten als normale Spielplatznutzer, mit einem Unterschied: sie lassen sich Spielzeug und die Blechcontainer, in denen es verschlossen wird, von der Stadt Oberhausen spendieren. Nicht zu vergessen sind natürlich die Zuschüsse für Spielplatzfeste! Dies alles unter dem Vorwand, die Spielplatzpaten machten sich auf dem Spielplatz nützlich.
Deutschland ist also nach Auffassung der Stadt Oberhausen so ein armes Land, und Spielzeug ist so knapp in unseren Haushalten, daß der Kinderpädagogische Dienst neues Spielzeug verschenken muß. Aus dem täglichen Leben kennen wir ein ganz anderes Bild: Deutsche Kinderzimmer sind dermaßen überhäuft von Spielwaren, daß die Kinder schon völlig überreizt sind. Neun Spielplatzpatinnen gibt es an der Roßbachstraße: neun Haushalte also, in denen ausgedientes Spielzeug anfällt. Da kann man nicht ein paar Sachen abzweigen, die der eigene Nachwuchs leidgeworden ist, an denen sich fremde Kinder noch erfreuen können? Offenbar nicht: die "armen" Spielplatzpatinnen müssen sich zusätzlich zu ihren überquellenden Regalen im Kinderzimmer noch Spielzeug von der Stadt Oberhausen schenken lassen. Wer ist hier arm, wer ist hier reich?
Bei einer gemeinnützigen Tätigkeit habe ich die Spielplatzpaten der Roßbachstraße noch nie gesehen. Müll aufsammeln, Laub fegen, Büsche beschneiden - alle Arbeiten verrichten ausschließlich die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) GmbH bzw. die Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) GmbH. Diese Firma kommt regelmäßig einmal pro Woche zum Spielplatz.
"Die Spielplatzpaten laden euch auf dem Spielplatz an der Roßbachstraße ein." Wo und wann soll das Piratenfest denn nun stattfinden? Nur wer am 3. September auf den Spielplatz kam, durfte den geheimen Termin erfahren! Und was heißt: "Für freuen uns auf euren Besuch"? Man muß den Spielplatzpaten allerdings Nachsicht entgegenbringen, da sie gerade erst ihren zweiten Grundschul-Durchlauf absolvieren. |
Allerdings verbringen die Spielplatzpaten im Frühling und im Sommer, bei schönem Wetter, viele Nachmittage auf dem Spielplatz. Dann klappen sie Gartenstühle auf und trinken Kaffee. Sie schließen auch den Blechcontainer auf und verteilen das Spielzeug, das ihnen die Stadt Oberhausen geschenkt hat. Sie planen zwei Spielplatzfeste pro Jahr, die die Stadt Oberhausen bezahlt. Das alles dient der Freizeitgestaltung der Spielplatzpaten.
In der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) vom 25. November 2006 (siehe unten unter Verweise) behaupteten drei Spielplatzpatinnen, sie träten "montags, dienstags und mittwochs an, um auf dem Spielplatz Roßbachstraße präsent zu sein". Weiter beteuerten sie: "Wir kontrollieren den Spielplatz einmal in der Woche."
Nichts davon stimmt. "Montags" bedeutet laut Wörterbuch: "an jedem Montag". Die genannten Patinnen treten keineswegs an jedem Montag, Dienstag und Mittwoch auf dem Spielplatz an. Dann würde ich sie nämlich immer dort sehen. Sie waren sicherlich irgendwann im Sommer einmal an einem Montag, an einem Dienstag und einem Mittwoch auf dem Platz, aber von regelmäßigem Dienst kann keine Rede sein.
Immer wieder hört man von den Spielplatzpaten und vom Kinderpädagogischen Dienst der Stadt Oberhausen die Behauptung, die Spielplatzpaten beugten durch ihre Anwesenheit dem Vandalismus auf den Spielplätzen vor, also der Zerstörung von Spielgeräten. Dazu sind sie auch in der Lage, wenn sie auf dem Spielplatz präsent sind. Allerdings gehen Spielplatzpaten nur zu bestimmten Zeiten auf den Spielplatz, also dann, wenn das Wetter sie dazu einlädt und wenn sie Zeit haben. Ihre Kernzeit ist nach meinen Beobachtungen im Frühling und Sommer nachmittags zwischen 14 und 18 Uhr. Am frühen Abend gehen sie mit ihren Kleinkindern nach Hause. Dann kommen Jugendliche und Erwachsene und wüten bis in die Dunkelheit auf dem Platz. Wie sollen Paten, die längst zu Hause sitzen, das verhindern?
Die Spielplatzpaten weigerten sich jahrelang, den Schließdienst für den Bolzplatz auszuführen. Kein Spielplatzpate wollte abends um 20 Uhr zum Bolzplatz kommen. Was lästig ist, sollten die Anwohner übernehmen. Anwohner, die mit dem Bolzplatz überhaupt nichts zu tun haben (außer daß sie seinem Lärm ausgesetzt sind). Von April 2003 (wo ich den Schließdienst aufgegeben habe) bis zum Juli 2009 legten die Spielplatzpaten die Hände in den Schoß. Erstmals seit Juli 2009 nimmt eine Spielplatzpatin diese Aufgabe wahr.
Im Winter stapfen Passanten durch dicken Schnee auf dem Gehweg, der am Spielplatz vorbeiführt. Im Herbst pappt dort eine dicke Laubschicht. Ich rede nicht vom Spielplatzgelände (dort kann die Stadt Oberhausen tun und lassen, was sie will), sondern vom öffentlichen Gehweg, der außen am Spielplatzzaun entlangläuft. Hier müssen auch Alte und Gehbehinderte entlanggehen. Alle Privatleute räumen den Bürgersteig vor ihrem Grundstück - nur die Stadt Oberhausen hält sich nicht an ihre eigene Straßenreinigungs-Satzung. Sie hat dies auf einen Auftragnehmer übertragen, der überlastet ist (WBO bzw. OGM GmbH). Nie und nimmer würden Spielplatzpaten einspringen und vor dem Spielplatz kehren, von dem sie den ganzen Sommer profitieren! Den Verstoß gegen die Straßenreinigungs-Satzung übersieht der Kommunale Ordnungsdienst großzügig, auch wenn er zufällig einmal in der Nähe ist (siehe Reiner Süselbeck).
Wer im Winter am Spielplatz vorbei muß, riskiert, sich den Hals zu brechen. Eher ist der nächste Frühling da, als daß ein Spielplatzpate eine Schaufel in die Hand nimmt. Das wäre ja Arbeit! |
Das Budget für die Subventionierung der 32 Spielplatzpatenschaften war 2005 mit 25570 € angesetzt. 2000 € für die Anschaffung eines Containers, 500 € für Spielzeug, 250 € für ein Spielplatzfest oder ganz einfach für "Förderung der Spielplatzarbeit" ohne nähere Bestimmung sind üblich. (Beweis: Berichtvorlage M/14/0939-01 vom 26. Oktober 2005)
Alljährlich lädt der Kinderpädagogische Dienst der Stadt Oberhausen die Spielplatzpaten zu einer Festgala (sog. Dankeschön-Fest) ein. Im Jahre 2002 betrugen die Kosten dafür 1400 € (Beweis: Wochen-Anzeiger Oberhausen vom 19. Oktober 2002). 2005 spendierte die Stadt hierfür bereits 4500 € (Beweis: Berichtvorlage M/14/0939-01 vom 26. Oktober 2005). Immerhin eine Steigerung von 221 Prozent in 3 Jahren. Die Stadt Oberhausen gibt das Geld mit vollen Händen aus. Für den Schließdienst des Bolzplatzes sind angeblich keine Mittel vorhanden.
Nachfolgend die Richtlinien für die Förderung von Spielplatzpatenschaften, wie sie das Kinderbüro unter Olaf Hinkemeyer beschreibt:
(Beweis: Berichtvorlage M/14/2145-01 vom 6. Dezember 2006)
Keine einzige Aufgabe oder Tätigkeit ist dem Kinderbüro unter Olaf Hinkemeyer eingefallen. Diese vier Punkte reichen tatsächlich aus, um als Spielplatzpatenschaft Fördermittel von der Stadt Oberhausen zu erhalten. Was bedeuten die Aussagen im Klartext:
Wenn Sie im Volkspark (Park in Oberhausen-Sterkrade) spazierengehen, dann sind Sie ein normaler Bürger. Wenn Sie im Volkspark saubermachen, dann sind Sie ein Mitarbeiter der OGM bzw. WBO GmbH. Und wenn Sie im Volkspark spazierengehen und anschließend ein Paar neue Schuhe von der Stadt Oberhausen verlangen, dann sind Sie so etwas wie ein Spielplatzpate.
Am Sonntag, dem 18. September 2005, um 14:05 Uhr bolzten drei Kinder und ein Heranwachsender auf dem Bolzplatz Roßbachstraße. Die Tür des Bolzplatzes stand offen, obwohl sie am Vormittag abgesperrt gewesen war. Der Bolzplatz darf nur werktags von 9 bis 13 und von 15 bis 20 Uhr benutzt werden. Eine bisher namentlich nicht bekannte Spielplatzpatin hatte den Kindern das Gitter entgegen den Bestimmungen der Kinderspielplatzsatzung geöffnet. Auf meine Frage nach dem Zweck ihres Tuns gab sie an, sie habe das getan, damit die Kinder keinen Unsinn machen, nicht unruhig werden und nicht "die Holzhütte abfackeln", wie es letztes Jahr geschehen sei. Ihr Begleiter fügte hinzu, die Kinder könnten sowieso über das Bolzplatz-Gitter klettern, wenn es abgeschlossen sei, da könne man es auch gleich aufschließen. Ich forderte die Spielplatzpatin auf, das Gitter sofort wieder abzuschließen.
Ende Juni 2004 verpflichteten sich die Spielplatzpaten Sabine und Christian J., den Schließdienst auf dem Bolzplatz Roßbachstraße auszuführen. Sie kamen dieser Aufgabe jedoch niemals nach. Der Bolzplatz stand zur Ruhezeit, also werktags nach 20 Uhr und sonntags, immer offen. Dies meldete ich dem Kinderbüro am 26. Juli 2004. Der Leiter des Kinderbüros, Olaf Hinkemeyer, sorgte nicht für Klärung. Er will aufgrund meiner Meldung am 29. Juli 2004 einmal mit den Spielplatzpaten telefoniert haben. Die Spielplatzpaten hätten ihm versichert, daß sie gewissenhaft arbeiteten. Die Spielplatzpaten banden dem Sozialpädagogen ganz unverfroren einen Bären auf. Hinkemeyer hielt es nicht für nötig, sich ein eigenes Bild zu verschaffen und einmal abends oder sonntags zum Spielplatz zu kommen. Er schlug sich voreingenommen auf die Seite der Spielplatzpaten. Eine ausführliche Analyse und eine Reihe offener Fragen an die Verwaltung findet man unter Dienstaufsichtsbeschwerde vom 14.08.2004
Aus den beiden geschilderten Vorfällen wird deutlich, wie leichtfertig das Kinderbüro unter Leitung von Olaf Hinkemeyer den Schlüssel des Bolzplatzes an pädagogisch ungeeignete Personen austeilt.
Sabine und Christian J. brachten sich in den Besitz eines Schlüssels, führten den Schließdienst jedoch niemals aus. Am 11. August 2004 führte ich ein Telefongespräch mit Maria Elisabeth Worring, Leiterin des Fachbereichs 3.1.10 (Kindertageseinrichtungen, Kinderbüro, Kinderspielplätze) und Vorgesetzte des Olaf Hinkemeyer. Zu dem Zeitpunkt stand der Bolzplatz seit Wochen ununterbrochen offen. Seit dem 18. Juli 2004 hatte ich das täglich notiert (S. 2 f. unter Dienstaufsichtsbeschwerde vom 14.08.2004). Ich schlug Frau Worring vor: "Rufen Sie die Spielplatzpaten an und fragen Sie sie, wann sie zuletzt den Bolzplatz abgeschlossen haben." Frau Worring entgegnete mir zu meinem Erstaunen: "Danach dürfen wir die Spielplatzpaten nicht fragen, das ist schließlich eine rein ehrenamtliche Tätigkeit." Ich halte fest: Der Fachbereich darf die Spielplatzpaten gar nicht fragen, ob sie bestimmte Aufgaben auf dem Spielplatz wahrnehmen. Die Spielplatz-Verantwortlichen Olaf Hinkemeyer , Maria Elisabeth Worring und Jürgen Flötgen (SPD) können also gar nicht beurteilen, ob die Spielplatzpaten sich nützlich machen und in welchem Umfang.